Kulinarik leben
Inmitten einer der reizvollsten Landschaften Österreichs thront auf einem Felskegel, der einst schon eine frühmittelalterliche Burg trug, das Benediktinerstift St. Paul. Weithin sichtbar, ist das Kloster heute Wahrzeichen einer Region, die wegen ihrer Fruchtbarkeit und des milden Klimas „Paradies Kärntens“ genannt wird. Und tatsächlich fördert diese klimatische Begünstigung das Wachstum verschiedenster Obstsorten, die den Dichter des Kärntner Heimatliedes Meinrad Ritter von Gallenstein dazu inspirierten, die Gegend „Pomonas Tempel“ zu nennen.
1091 wurde aus der Burg ein Kloster. Die reichen Kunstsammlungen und vor allem die gewaltigen Bücherschätze bescherten dem Kloster den Beinamen „Schatzhaus Kärntens“. Unter den Beständen in der prachtvollen Bibliothek befinden sich etliche historische Kochbücher, die Aufschluss darüber geben, wie man früher in den Klöstern gegessen und getrunken hatte.
Schon Paolo Santonino, der Sekretär des Bischofs von Caorle, der 1485 nach den großen Türkeneinfällen die Kirchen Kärntens südlich der Drau neu einweihte, wusste von der kulinarischen Feinspitzigkeit der Kärntner zu erzählen. Dabei war nicht nur von den berühmten Kärntner Nudeln die Rede, sondern auch Exotisches war dabei, wie etwa ein Eichhörnchen in Kräutersauce. Über solch ausgefallene Gaumengelüste schweigen die Quellen des Stiftsarchivs, wohl aber geben die Bücher Auskunft über eine sehr ausgewogene Kost, zu der als fixer Bestandteil vor allem Fisch zähle. Eigene Fischteiche wurden nahe des Klosters angelegt, um den Fischvorrat immer frisch zu halten und bei besonderen Anlässen Feines aus den Lavanttaler Gewässern zu servieren. Dazu gab es Wein aus den eigenen Latifundien in der Südsteiermark, die erst seit kurzem nach der Enteignung in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder zu den Gütern des Klosters zählen.